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Wann hält Liebe?

Alles zur Betreutes Fühlen-Folge

Man verliebt sich. Alles super! Doch dann lässt das Hochgefühl nach. Und jetzt? Weiter in die feste Beziehung? Oder weiter suchen? Wann lohnt es sich in einer Beziehung zu bleiben? Und was kann man auch nach Jahren zusammen noch verändern, wenn man unsicher ist, ob er / sie die richtige ist? Wir haben 7 Fragen für euch, die helfen zu verstehen, ob sich eure LIEBE lohnt. Dazu ein Blick ins verliebte Gehirn, Spike-Ball-Hass und ganz zum Schluss Frank Beckenbauer.

Verliebtsein ist das totale High

Die ewige Liebe! Aus hormoneller Sicht spricht einiges dagegen. Was in unserem verliebten Hirn los ist, erforscht die Anthropologin Helen Fisher mit Kolleg*innen und stellt ihr Wissen auf der Website Anatomy of Love für alle zur Verfügung. Dort schreibt sie, die romantische Liebe ist keine Emotion oder gar eine Reihe von Emotionen. Stattdessen ist sie in erster Linie ein Antrieb, eine Motivation, um einen Preis zu gewinnen: eine/n bevorzugte/n Paarungspartner:in.

Helen Fisher fand heraus, dass in den Gehirnen verliebter Menschen zwei Regionen besonders aktiv sind, das ventrale tegmentale Areal und das Striatum. Beide sind Teil des Belohnungssystems und durch den enormen Ausstoß von dem Glückshormon Dopamin fühlt sich Verliebt sein wie ein Rausch an. Tatsächlich sind dieselben Gehirnregionen aktiv wie bei Kokainsüchtigen. Doch dieses High hält nicht ewig an. Irgendwann lässt der Liebesrausch nach. [1]

So erkennst Du, ob Du verliebt bist – »The Passionate Love Scale«

Die Versuchspersonen in Helen Fishers Studien beantworteten oft einen Fragebogen, »The Passionate Love Scale«. Mit diesen Fragen messen Forscher:innen seit 1986 die Intensität und das Erleben der Liebe. [2] Zum Beispiel müssen die Teilnehmer:innen folgende Fragen beantworten: »Wenn ich für längere Zeit von meinem Partner getrennt wäre, würde ich mich sehr einsam fühlen.« »Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich meine Gedanken nicht kontrollieren kann; sie sind zwanghaft auf meine Partnerin gerichtet.«

Hält deine Liebe? – 7 Fragen

In den berauschenden Anfangstagen einer Beziehung ist es sehr leicht, Leidenschaft mit dauerhafter, romantischer Liebe zu verwechseln. Doch obwohl Leidenschaft ein wichtiges Element der Liebe ist, ist sie an und für sich keine dauerhafte Liebe. Dazu gehört mehr. Was, sagt dir Helen Fisher. Beantworte ihre 7 Fragen, um herauszufinden, ob deine Liebe von Dauer sein kann. [3]

1. Können wir uns manchmal füreinander aufopfern?
2. Bin ich bereit, mein ganzes Leben mit meinem/r Partner:in zu teilen?
3. Sorgt mein/e Partner:in dafür, dass ich mich besser fühle, wenn es mir schlecht geht?
4. Ist mein/e Partner:in ein wichtiger Teil meiner langfristigen Pläne?
5. Kennen wir uns wirklich?
6. Kann ich über die Fehler von meinem/r Partner:in hinwegsehen?
7. Kann ich mich an den Erfolgen von meinem/r Partner:in erfreuen und sie feiern?

Vorsicht vor dem Toxischen

Manche Menschen sind so erpicht darauf, Liebe zu finden, dass sie »Red Flags« übersehen. Was sind Anzeichen einer toxischen Beziehung? Hier hilft uns wieder Helen Fisher mit Hinweisen, vor denen wir auf der Hut sein sollten. Dazu gehört z.B. »Love Bombing«. Dabei wirst Du von deinem/r Partner:in regelrecht mit Komplimenten erdrückt und auf ein Podest gehoben. Auch übertriebene Gesten gehören zum Love Bombing, wie z.B. immer die Rechnung im Restaurant zu bezahlen. Das tun toxische Partner:innen nicht aus wahrer Liebe, sondern um ihre eigenen Ziele zu erreichen und gut dazustehen. [4]

Die Bindungstheorie – dein sicheres Fundament für die Liebe

Die Bindungstheorie ist eine der bekanntesten und am besten untersuchtesten Theorien in der Psychologie. Der amerikanische Psychiater und Neurowissenschaftler Amir Levine hat dazu ein spannendes Buch geschrieben: »Warum wir uns immer in den Falschen verlieben«. [5]

Die 3 Bindungsstile

In der Bindungstheorie werden drei Haupt-Bindungsstile unterschieden, wie Menschen Intimität in romantischen Beziehungen wahrnehmen und darauf reagieren, die bereits in der Kindheit entstehen und die wir im Erwachsenenleben weiter ausbilden: sicher, ängstlich und vermeidend.

Grundsätzlich fühlen sich sichere Menschen mit Intimität wohl und sind normalerweise warmherzig und liebevoll.

Ängstliche Menschen sehnen sich nach Intimität, sind oft mit ihren Beziehungen beschäftigt und neigen dazu, sich um den Partner übermäßig zu sorgen.

Vermeidende Menschen setzen Intimität mit einem Verlust an Unabhängigkeit gleich und versuchen ständig, Nähe zu minimieren.

Alle Menschen in unserer Gesellschaft, ob sie gerade erst eine Beziehung begonnen haben oder seit vierzig Jahren verheiratet sind, fallen in eine dieser Kategorien oder, seltener, in eine Kombination.

Nicht alle Bindungsstile sind kompatibel

Je nach Bindungsstil von dir selbst und deinem/r Partner:in könnt ihr besser oder schlechter zusammenpassen. Schwer kompatibel sind z.B Beziehungen, in denen ein Part ängstlich ist und der andere vermeidend. Ängstliche und vermeidende Personen funktionieren am besten in Beziehungen mit sicheren Menschen.

Wie die unterschiedlichen Bindungsstile zusammenkommen und worauf Du achten solltest, erklärt Amir Levine ausführlich in seinem Buch. [5]

Deine Partnerschaft formt dich – der Michelangelo-Effekt

Die Beeinflussung eines nahestehenden Menschen ist nicht nur ein Nebeneffekt einer Partnerschaft, sondern in gewisser Weise notwendiger Teil davon. Wir werden von denen geprägt, die wir lieben. Das ist der Michelangelo-Effekt. [6] Er beschreibt, dass enge Partner:innen sich gegenseitig formen, indem sie ihre Fähigkeiten und Charaktereigenschaften ausprägen und sich gegenseitig bei der Verfolgung ihrer individuellen Ziele unterstützen. [7]


QUELLEN

[1] Ventral Tegmental Area and Caudate Nucleus

[2] Hatfield, E., & Sprecher, S. (1986). Measuring passionate love in intimate relationships. Journal of adolescence, 9(4), 383-410.

[3] 7 Questions to Ask Yourself to Decide if Your Love Could Last

[4] 5 Signs You’re Dating a Narcissist

[5] Levine, A., & Heller, R. S. (2015). Warum wir uns immer in den Falschen verlieben. Beziehungstypen und ihre Bedeutung für unsere Partnerschaft, München: Goldmann.

[6] Rusbult, C. E., Finkel, E. J., & Kumashiro, M. (2009). The michelangelo phenomenon. Current Directions in Psychological Science, 18(6), 305-309.

[7] Sternberg, R. J., & Sternberg, K. (Eds.). (2018). The new psychology of love. Cambridge University Press.

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