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Nie wieder Alkohol?

Alles zur Betreutes Fühlen-Folge

Warum werden Menschen süchtig? Wie entstehen unsere schlechten Gewohnheiten? Und wie wird man sie wieder los? Es geht um Sucht, um Alkohol und vor allem um Selbstbetrug. Wir alle lügen uns selbst permanent an, verstecken uns vor der Wahrheit im Leben. Unser Gast Daniel Schreiber war jahrelang Meister dieser Kunst. Heute lebt er nüchtern und erzählt uns schonungslos ehrlich von seiner Sucht und seinem Selbstbetrug.

Die Folgen von Alkoholkonsum

Alkohol ist die älteste Droge der Menschheit. Wahrscheinlich wurde sie bereits 3500 v. Chr. entdeckt. Heutzutage sterben in Deutschland jährlich etwa 49.000 Menschen an den Folgen von Alkohol. Etwa 2,4 % (1,8 Mio.) der Bevölkerung über 18 Jahren ist als alkoholabhängig und weitere 3,8 % (2,6 Mio.) als Alkoholmissbraucher:innen einzustufen. Bei Alkoholmissbrauch führt der Konsum bereits zu körperlichen, psychischen oder sozialen Schäden. Bei weiteren 10,7 % (7,2 Mio.) ist ein riskanter Alkoholkonsum zu verzeichnen, der ein erhöhtes Risiko für Folgeschäden mit sich bringt. [1]

Gespräch mit Daniel Schreiber

Der Autor, Journalist, Kunstkritiker, Essayist und Übersetzer Daniel Schreiber erzählt im Gespräch mit Leon und Atze von seiner Alkoholabhängigkeit. »Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, ein Alkoholproblem zu haben«, schreibt er in seinem Buch Nüchtern: Über das Trinken und das Glück. [2] In dem Essay geht es darum, wie man als Alkoholkranker funktioniert, warum man sich ständig selbst betrügt und wieso Scham und der gesellschaftliche Umgang mit Alkohol bei einer Abhängigkeit so starken Einfluss haben. Wer mehr von Daniel lesen möchte, kann das in seinem Newsletter Dear Daniel. Dort spricht er mit seiner Community über Fragen, die wir uns häufig nicht zu stellen trauen.

Das Eisbergmodell

Der Sucht- und Alkoholexperten Prof. Dr. Johannes Lindenmeyer erklärt mit seinem »Eisbergmodell«, warum Alkoholprobleme lang Zeit nicht auffallen. [3] Die Ursache hierfür liegt darin, dass es hierzulande eine gestörten Trinkkultur und keine klaren, verbindlichen Regeln im Umgang mit Alkohol gibt. Vielmehr sind auch schädliche und riskante Formen des Umgangs mit Alkohol – z.B. Wetttrinken, Alkohol am Steuer, Alkohol am Arbeitsplatz, Rauschtrinken oder das ausschließliche Trinken von hochprozentigen Alkoholika – weit verbreitet. Das heißt, lange Zeit verbergen sich Probleme mit Alkohol unter der Wasseroberfläche und nur die Spitze des Eisbergs, der extrem auffällige Konsum, ist zu sehen.

Wie entsteht Alkoholabhängigkeit?

Die Ursachen einer Alkoholabhängigkeit sind biopsychosozial. Das heißt, es gibt einerseits eine genetische Komponente. Eine Vielzahl von Zwillings- und Adoptionsstudien hat übereinstimmend ergeben, dass bei der Entstehung einer Alkoholabhängigkeit ein genetischer Einfluss von ca. 40 % besteht. Dazu kommt aber andererseits, die Lernfähigkeit unseres Hirns. Wir lernen, dass sich Alkohol trinken gut anfühlt, zumindest im Moment. Das ist Phase 1. In Phase 2, wenn die Wirkung von Alkohol nachlässt, wird es unangenehm. Dann greifen wir vermehrt erneut zum Alkohol, um diese negative Nachwirkung des Konsums loszuwerden. Daraus entsteht ein Teufelskreis und das sogenannte »Suchtgedächtnis«, das die positive Wirkung von Alkohol immer gespeichert hat – selbst nach jahrelanger Abstinenz. Außerdem spielt bei der Entstehung von Alkoholabhängigkeit das soziale Umfeld eine wichtige Rolle, u.a. die oben bereits beschriebene gestörte Trinkkultur, sowie psychische Faktoren, wie eine beeinträchtigte Selbstwahrnehmung. [1]

Hilfe bei Alkoholproblemen

Laut Johannes Lindenmeyer sind die Heilungschancen bei Alkoholabhängigkeit besser, als oft dargestellt. Es gibt viele Anlaufstellen, an die Du dich wenden kannst, wenn Du oder jemand aus deinem Umfeld Alkohol- oder andere Suchtprobleme hat, z.B. die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. Dort findest Du auch ein Suchthifeverzeichnis. Dort sind alle Beratungsstellen in deiner Nähe aufgelistet. Außerdem haben wir eine Seite zusammengestellt, mit ganz viele Anlaufstellen im deutschsprachigen Bereich. Du findest sie hier.


QUELLEN

[1] Wittchen, H. U., & Hoyer, J. (2011). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer. 

[2] Schreiber, D. (2014). Nüchtern: über das Trinken und das Glück. Hanser Berlin.

[3] Lindenmeyer, J. (2013). Ich bin kein Alkoholiker! – Ambulante Psychotherapie bei Alkoholproblemen-Mit Online-Material. Springer-Verlag.

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