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Ohne Angst kein Mut

Alles zur Betreutes Fühlen-Folge

Viele wären gerne mutiger. Einfach machen! Sich was trauen. Warum fällt uns das oft schwer? Weil viele gar nicht wissen, was Mut wirklich ist. Wir nähern uns einem Gefühl, das nicht ohne Angst funktioniert und zeigen euch, wie man mutiger wird.

Was ist Mut?

Boris Hänssler schreibt in einem Psychologie Heute-Artikel, dass Mut einst vor allem als männliche Tugend galt und mit Krieg und Streit verbunden war. 

Mut ist außerdem extrem individuell, sagt Mutforscherin Cynthia Pury: »Um den Mut eines Menschen anzuerkennen, müssen wir seine Geschichte kennen oder seine Motivation nachvollziehen«.

Risikoforscher Thorsten Pachur macht außerdem klar, Mut ist »domänenspezifisch«. Das heißt, nur wenn jemand in einem Bereich mutig ist, heißt das noch lange nicht, dass er oder sie immer und überall mutig ist. [1]

Mut ist nicht das Gegenteil von Angst

Leon hat mit Dr. Jörg Bernardy über Mut gesprochen. Dort betont der Philosoph und Autor:  Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Angst und Risikofreudigkeit schließen einander nicht aus. 

Leon hat mit Dr. Jörg Bernardy im exklusiven Podcast »Gefragte Gedanken« von WeMynd über Mut gesprochen. Werde Teil des Klubs und erhalte Zugriff auf alle Folgen.

Wie Robert Biswas-Diener und anderen Wissenschaftlern der Positiven Psychologie schreiben, ist Mut nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Einschätzung und Entscheidung, dass es trotz allem etwas Wichtigeres als die Angst gibt. Er meint: »Mut ist der kürzeste Weg zu einem guten Leben.« [2] 

Nimmt Mut im Alter zu oder ab?

Dazu gibt es widersprüchliche Forschungsergebnisse. Forscher an der Yale-Universität haben in einer Untersuchung 2016 herausgefunden, dass risikoscheue Menschen ein geringeres Volumen einer grauen Substanz im Parietallappen des Gehirns aufweisen als risikofreudige. Diese Substanz wird im Alter weniger. Die Wissenschaftler:innen sehen darin einen Grund, warum Ältere weniger Mut zeigen. Sie sind demnach nicht weiser, sondern haben begrenzte neuronale »Rechenkapazitäten«, um die Risiken einer Entscheidung abzuwägen. [3]

Eine Studie an der Queen’s University Belfast zeigte, dass die Risikobereitschaft in bestimmten Bereichen mit dem Alter zunimmt, z.B. im sozialen Bereich. [4] 

Mut kann man üben!

Statt einer Fehlerkultur, in der wir aktuell leben, brauchen wir eine Mutkultur, sagt Jörg Bernardy. [5] Das Gute: Wir können lernen mutiger zu werden. Da ist sich die Forschung einig. Wie schaffen wir das?

Unfuck it all!

Um mutiger zu sein, müssen wir unserer eigenen Verletzlichkeit, den eigenen Ängsten und der Wut begegnen, die Hindernisse auf dem Weg zum Mut sind. Einfach machen, lautet der Tipp von Jörg Bernardy. Ein einfaches »Unfuck it all«, sagt er kann Wunder bewirken, weil wir uns dadurch von der Last der Vergeblichkeit befreien. [6]

Wir brauchen ein dynamisches Selbstbild

Jörg Bernardy sagt außerdem, wir brauchen ein dynamisches Selbstbild. Das heißt, wir sollten unsere Persönlichkeit und Gewohnheiten als veränderlich ansehen. Erst ein dynamisches Selbstbild gibt uns die nötige Kraft und Resilienz, uns konstruktiv der Zukunft zu stellen. Psychologisch gesehen könnte man sagen, für Mut ist es wichtig, Selbstwirksamkeit zu erfahren. 

Mit Überzeugung zu Selbstüberwindung

Mutige Menschen sind nicht frei von Angst, haben im Schnitt aber mehr Vertrauen in ihr Können. Die Furcht vor Risiken überwinden wir eher, wenn wir unseren spontanen Gefühlen oder moralischen Überzeugungen und Werten folgen. Jörg Bernardy ist der Meinung, dass es hier hilft, öfter eine kindliche Perspektive einzunehmen.

Konzentration auf die Handlung

Um in angstbesetzten Momenten mutiger zu sein, kann es helfen, die Konzentration in eine bestimmte Richtung zu lenken. Das fand eine Studie vom israelischen Weizmann-Institut für Wissenschaften heraus. [7] Dort wurden Versuchspersonen mit einer Schlange konfrontiert, die bei ihnen Angst auslöste. Je mehr sich die Proband:innen auf die Handlung fokussierten, sich der Schlange zu nähern, desto weniger Angst zeigten sie. Das Fazit der Forscher:innen daraus: »Leute, die sich entscheiden, mutig zu handeln, sind mit dem Ziel der Handlung beschäftigt und nicht mehr mit der angsteinflößenden Sache.« [1] 

Tapfere Vorbilder suchen

Welch positive Wirkung mutige Vorbilder haben, hat Sharon Kendall von der La Trobe University in Melbourne 2006 in einer Studie mit Krankenschwestern und Krebspatient:innen untersucht. [8]

Die Basis von Mut – ein vertrauensvoller Umgang miteinander

Jörg Bernardy sagt, damit Menschen mutig sein können, müssen wir uns auf Augenhöhe begegnen. So können wir Vertrauen aufbauen und in diesem sicheren Umfeld Mut zeigen. 


QUELLEN

[1] Hänssler, B. (2017). Über Mut. Psychologie Heute

[2] Sansom, L. (2012). What is a unit of courage? Interview with Robert Biswas-Diener. Positive Psychology News. 

[3] Grubb, M. A., Tymula, A., Gilaie-Dotan, S., Glimcher, P. W., & Levy, I. (2016). Neuroanatomy accounts for age-related changes in risk preferences. Nature communications, 7(1), 1-5.

[4] Rolison, J. J., Hanoch, Y., Wood, S., & Liu, P. J. (2014). Risk-taking differences across the adult life span: a question of age and domain. Journals of Gerontology Series B: Psychological Sciences and Social Sciences, 69(6), 870-880.

[5] Bernardy, J. (2021). Zukunftsgestaltung beginnt bei uns selbst. Deutschlandfunk Kultur

[6] Bernardy, J. (2021). Impuls des Monats: Unfuck it all!. News aktuell.

[7]  Nili, U., Goldberg, H., Weizman, A., & Dudai, Y. (2010). Fear thou not: activity of frontal and temporal circuits in moments of real-life courage. Neuron, 66(6), 949-962.

[8] Sharon Kendall: Admiring courage: Nurses’ perceptions of caring for patients with cancer. European Journal of Oncology Nursing,10, 2006, 324–334

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